Wettbewerb "unbezahlbar und freiwillig"

Der Niedersachsenpreis für Bürgerengagement

13.12.2023 Verantwortung

Am 25. November 2023 hat der Niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil gemeinsam mit dem Präsidenten des Sparkassenverbandes Niedersachsen Thomas Mang und VGH Vorstandschef Dr. Ulrich Knemeyer zum zwanzigsten Mal zehn Vereine, Gruppen und Einzelpersonen mit dem „Niedersachsenpreis für Bürgerengagement – unbezahlbar und freiwillig“ in den Räumlichkeiten der VGH Versicherungen ausgezeichnet. Rund 200 geladene Gäste nahmen an der Veranstaltung teil. Ziel des Wettbewerbs ist es, die Anerkennungskultur in Niedersachsen zu stärken und mehr Menschen für freiwilliges Engagement zu begeistern. 

Wettbewerb "unbezahlbar und freiwillig"
Die Preisträgerinnen und Preisträger des Niedersachsenpreises 2023. Fotos: Helge Krückeberg

Der gemeinsam von den niedersächsischen Sparkassen, den VGH Versicherungen und der Landesregierung ausgelobte Wettbewerb stieß in diesem Jahr auf besonders große Resonanz. Es beteiligten sich rund 500 Einzelpersonen, Gruppen und Vereine aus dem ganzen Land. 

Ich freue mich, dass wir in Niedersachsen – dank des großen Engagements – so viele tolle Vereine und Projekte haben. Dieser ehrenamtliche Einsatz unterstützt Menschen in ganz unterschiedlichen Lebenssituationen und bereichert das Zusammenleben und den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. Mit dem Niedersachsenpreis für Bürgerengagement wollen wir diejenigen öffentlich würdigen, die sich in unserem Land – meist ohne großes Aufsehen – für das Wohl anderer einsetzen. Ihnen allen gilt mein herzlicher Dank!“
Stephan Weil, Niedersächsischer Ministerpräsident

Kurze Filmbeiträge stellten die prämierten Projekte den Gästen vor. Der zusätzlich ausgelobte NDR-Ehrenamtspreis wurde per Online-Voting ermittelt. Die Nominierten wurden vom 21. bis 24. November 2023 auf der Website des NDR, im Radio bei NDR 1 Niedersachsen und im Fernsehen bei „Hallo Niedersachsen“ vorgestellt. Dieser Preis wurde von NDR Direktorin Andrea Lütke überreicht. Alle elf Preise sind mit je 3.000 Euro dotiert. Insgesamt wurden damit Preise im Gesamtwert von 33.000 Euro vergeben.

Eine der prämierten Initiativen ist der "Besuchshundedienst Hildesheim/Hameln-Pyrmont" . Die Helfer auf vier Pfoten besuchen zusammen mit den Zweibeinern vom Kreisverband Hildesheim/Hameln-Pyrmont die verschiedenen sozialen Einrichtungen in Hildesheim und Umgebung. Wir haben Teamleiter Volker Schulz, der den Besuchshundedienst im Rahmen eines freiwilligen sozialen Jahres ins Leben gerufen hat, interviewt. 

Wettbewerb "unbezahlbar und freiwillig"
Die prämierte Initiative "Besuchshundedienst ASB Hildesheim/Hameln-Pyrmont".

Herr Schulz, wie entstand die Idee, die Besuchshunde des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) Hildesheim zu gründen?

Die Idee zur Gründung entstand im Rahmen eines freiwilligen sozialen Jahres im Jahr 2020/2021 beim ASB Hildesheim. Ich hatte meinen Labrador Filou als Bürohund dabei. Die damalige Geschäftsführung hat schnell bemerkt, wie positiv sich so ein Hund auf das gesamte Umfeld im Arbeitsleben auswirkt. Da es sich bei dem ASB um einen Wohlfahrtsverband mit sozialen Einrichtungen handelt, wurde schnell die Idee geboren, das auf die Tagespflegen des Arbeiter-Samariter-Bundes auszuweiten. Im August 2021 konnten wir mit unseren ersten Besuchen in den Tagespflegen starten.

Welche Herausforderungen gab es bei der Umsetzung des Besuchshundedienstes und wie wurden sie bewältigt?

Zu allererst musste ein Konzept zum Besuchshundedienst erstellt werden. Es wurden Pflichten und Regeln für die Besuchshunde-Teams sowie für die Einrichtungen erfasst. Vor dem ersten Besuch in der jeweiligen Einrichtung musste zudem eine Kooperationsvereinbarung geschlossen werden.

Größtes Hindernis unseres Startes war die damalige „Corona-Hochphase", so dass wir oft Besuche wieder absagen mussten. Auch die Ausbildung der Hunde-Teams gestaltete sich schwierig, da vieles nicht in Präsenz, sondern nur digital durchführbar war. 

Wie werden die Hunde auf ihre Aufgabe vorbereitet und trainiert?

Alle Hunde durchlaufen eine 4-6-monatige Ausbildung, die mit einer zertifizierten Prüfung endet. Während der Ausbildung werden die Hunde an mögliche Gegebenheiten in den Einrichtungen gewöhnt wie z. B. das Laufen an Rollatoren, an Rollstühlen, an laute Geräusche, fallende Personen usw.

Die Teammitglieder durchlaufen während ihrer Ausbildung eine Hospitationsphase bei bereits erfahrenen Teammitgliedern. Gleichzeitig müssen eine Erste-Hilfe-Ausbildung, eine Erste-Hilfe-Ausbildung am Hund sowie Seminare zum Besuchshund über das ASB Bildungswerk besucht werden.

Alle zwei Jahre wird die Prüfung für die Hunde wiederholt.

Gibt es besondere Momente oder Geschichten, die Ihnen im Gedächtnis geblieben sind?

Besondere Momente erleben wir viele. Sehr berührt hat uns die Geschichte eines dementen Mannes, der seit ca. einem Jahr nicht mehr gesprochen hat. Bei unserem zweiten Besuch in der Einrichtung hat der Mann den Hund sofort wiedererkannt und sogar mit Namen angesprochen. Selbst den Pflegern standen in dem Moment die Tränen in den Augen.

Gleichfalls haben wir in einer Tagespflegeeinrichtung eine Frau, die sich nicht mehr bewegen kann und nur noch mit geschlossenen Augen apathisch in ihrem Rollstuhl sitzt. Sobald sie aber den Kopf eines unserer Hunde auf ihrem Schoß spürt, fangen Ihre Hände automatisch an den Kopf des Hundes zu kraulen. Gelegentlich öffnet sie dann sogar ihre Augen.

Wie hat sich der Besuchshundedienst im Laufe der Zeit entwickelt und welche Pläne haben Sie für die Zukunft?

Wir sind 2021 mit einer Teamstärke von 6 Hunde-Menschen-Teams gestartet. Besucht haben wir zu dieser Zeit unsere drei Tagespflegen des ASB Hildesheim. Wir sind jetzt auf eine Teamstärke von 28 Hunde-Menschen-Teams angewachsen, wobei sich hier noch 5 Teams in der Ausbildung befinden.

Mittlerweile besuchen wir 3-4 Mal im Monat 13 feste Einrichtungen. Wobei es sich hier nicht mehr nur noch um Senioreneinrichtungen handelt, sondern wir besuchen auch die Palliativstation der MHH in Hannover, des Bernward Krankenhauses in Hildesheim und Gronau sowie die Geriatrie Station. Hierfür wurden extra spezielle Hygiene-Konzepte erstellt, die von der Hygieneabteilung des jeweiligen Krankenhauses sowie von den Stationsärzten genehmigt werden müssen.

Geplant und bereits in der Umsetzung innerhalb unseres Teams ist das Thema Vorlesehund in Schulen und Kindergärten. Langfristig in Planung ist außerdem der Besuch in Behinderteneinrichtungen.

Der Besuchshundedienst hat sich in den letzten 2 ½ Jahren in eine Herzensangelegenheit für alle meine Teammitglieder entwickelt.

Wie können Menschen, die Interesse haben, sich an dem Besuchshundedienst zu beteiligen, Kontakt mit Ihnen aufnehmen?

Ein Kontakt mit uns kann immer über die Homepage des ASB Hildesheim erfolgen. Da sich aber noch 5 meiner Teammitglieder in der Ausbildung befinden, ist ein Einstieg bei uns zurzeit leider noch nicht möglich. Da ich momentan nicht absehen kann, wann wir hier wieder mit einem neuem Ausbildungskurs starten können, bitte ich erst alle Interessierten wieder im Frühjahr nachzufragen.

Was bedeutet für den Besuchshundedienst ASB Hildesheim die Auszeichnung mit dem „Niedersachsenpreis für Bürgerengagement 2023“?

Die Auszeichnung ist für mein gesamtes Team eine tolle Anerkennung für die ehrenamtliche Tätigkeit, die für jeden einzelnen von uns einen großen Zeitaufwand in Anspruch nimmt.

Gleichzeitig hilft uns das Preisgeld sehr, da speziell für die Hunde, die ins Krankenhaus gehen, einmal jährlich ein MRSA-Abstrich gemacht werden muss. Die Kosten dafür liegen bei ca. 200€. So kann dieser für das kommende Jahr bereits teilweise finanziert werden.

Damit wir auch weiterhin speziell im Bereich Krankenhausbesuche getreu unserem Motto „den Menschen ein Lächeln aufs Gesicht zaubern“ können, sind wir daher auch für jede weitere Spende dankbar.

Vielen Dank für das Interview, Herr Schulz!

Mehr Informationen

Sie wollen noch mehr über die Besuchshunde erfahren? Dann hier entlang. 

ND