Wie hat sich das Sparverhalten über die Jahre verändert?

Kommen Sie, wir machen eine Zeitreise!

30.10.2024 Historisches

Das Sparverhalten hat sich den letzten Jahrzehnten stetig verändert. Nicht nur die Aufbewahrungsmöglichkeiten des Geldes waren früher andere, auch die Gründe für die Rücklage von Geld unterscheiden sich von den heutigen. Gemeinsam begeben wir uns auf eine Zeitreise.

Ein Gastbeitrag von Leonie Schwiebert*

Liebes Tagebuch,

heute habe ich mit meinem Kollegen das Gebäude des Sparkassenverbandes Niedersachsen (SVN) erkundet. Dabei gelangen wir in den Keller. Ich fand ein kleines rotes Sparschwein und eine große Maschine, die auch meinem langjährigen Kollegen unbekannt war. Als er auf das Display der Maschine tippte, erschienen plötzlich mehrere Daten aus verschiedenen Jahrzehnten. Kurz darauf begann es zu flackern und das Jahr 650 v. Chr. zeigte sich auf dem Display… 

Die alten Römer

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Beispiel eines Tongefäßes. Quelle: Unterrichtsmedien im Internet e.V.

Einen Wimpernschlag später befanden wir uns nicht mehr im Keller des SVN, sondern standen mitten auf einem Marktplatz. Die Männer trugen Togen, die Frauen Kleider, Kinder rannten mit Tafeln durch die Gegend. Hilfe, wir befanden uns im alten Reich der alten Römer? Das rote Sparschwein und die große Zeitmaschine waren immer noch neben uns. Einige Meter weiter begann ein Mann auf einem Stapel Holz zu sprechen: „Hört zu, ihr Bürger! Die Ernte war knapp und das Brot kostet dieses Jahr schon 4 Silbertaler und nicht mehr 2. Doch, ich habe die Lösung für eure Not! Beginnt zu Sparen und baut euch Gefäße aus Ton. Meines sieht aus wie ein Schatztempel! Jedes Mal, wenn ihr einen Silbertaler übrighabt, tut ihr ihn hinein. Holt ihn erst wieder raus, wenn ihr euch das Brot nicht mehr leisten könnt. Ihr werdet mir danken, denn durch das Gesparte, habt ihr genug für eurer Brot zur Verfügung.“ Das Gefäß, welches er hochhielt erinnerte mich ein bisschen an den Blumentopf meiner Oma… Die Aufmerksamkeit lenkte sich jedoch schnell auf uns, als uns eine Dame in der Masse entdeckte. Wir müssen gehen! Ich versuchte auf das Jahr 2024 zu tippen, die Maschine ratterte und stoppte beim Jahr 1200. Schneller als ich gucken konnte, befand ich mich an einem neuen Ort.

Das Mittelalter

Ehe ich mich versah, steckten wir tief im Schlamm. Ratten liefen an uns vorbei und ein paar Frauen bettelten einen Bäcker um Essen an. Neben mir hörte ich jemanden sagen: „Ich hab` Schwein gehabt, deswegen konnte ich mich versorgen. Hättest doch auch du in ein Schwein investiert, dann hättest du jetzt auch was zu essen.“ Eine andere Person antwortete ihm: „Leider habe ich nicht das Glück und den Wohlstand des eigenen Viehs.“ Wir wollten zurück und bedienten die Zeitmaschine erneut. Zwar kamen wir unserem Ziel näher, blieben jedoch im Jahr 1925 stehen.

„Spare in der Zeit, dann hast du in der Not“
Sparkassenslogan aus dem Jahr 1850

Die 1920er

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Ausgabe der Deutschen Sparkassenzeitung anlässlich des Weltspartags aus dem Jahr 1926. Quelle: Ostdeutscher Sparkassenverband

Wir befanden uns im Jahr 1925 auf einer Versammlung. Auf Plakaten entdeckten wir, wo wir als nächstes herein geraten waren: Ernst Eberhard Kleiner, der erste Präsident des deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, hielt eine Rede. Es kam mir so vor, als wären wir in Berlin. „Letztes Jahr haben wir zusammen mit 27 Sparkassenvertretern auf dem ersten internationalen Sparkassenkongress in Mailand beschlossen, den Weltspartag ins Leben zu rufen. Ich freue ich mich sehr, Sie alle zum zweiten Weltspartag begrüßen zu dürfen. Der Weltspartag soll uns alle daran erinnern immer sparsam zu wirtschaften und das Geld stehts auf die hohe Kante zu legen. Durch die Hyperinflation sind viele Ihrer Ersparnisse aufgebraucht worden. Die Sparkassen haben es sich zur Aufgabe gemacht, das Sparen zu revolutionieren! In jeder unserer Filialen können Sie sich ihre eigene Heimsparbuchse abholen, der Schlüssel verbleibt in der jeweiligen Sparkasse. Jederzeit können Sie zu uns kommen und Ihr Erspartes auf das Konto einzahlen lassen. Wenn Sie keine Heimsparbüchse aus Stahl oder Eisen haben möchten, gibt es die sogenannte Sparuhr. Diese lässt sich aufziehen, wenn sie vorher eine Münze einwerfen.“ Die Maschine begann erneut zu blinken, es knallte laut. Kommen wir endlich zurück? – hoffte ich.

Die 1930er und 1940er

Wir landeten zwischen Trümmern auf einem Platz. 1946 – wann hat das endlich ein Ende? Vor uns befand sich eine Kreuzung zu einer kleinen Sparkasse. Sie schien für den damaligen Baustil ganz neu zu sein. Von der Neugier bewegt, gingen wir in die Sparkasse hinein. Eine nette Frau am Schalter begrüßte mich. Ich fragte sie, was die Menschen aktuell zum Sparen bewegen würde und erhielt folgende Antwort: „In den letzten Jahren mussten viele Menschen unter schwierigen Umständen sparen, da Ressourcen knapp waren und der Krieg eine große Belastung darstellte. Nun, da endlich Frieden herrscht, versuchen die Menschen wieder etwas für ungewisse Zeiten zurückzulegen.“ Diese Antwort bedrückte und faszinierte mich zugleich. Ich fühlte mich unwohl. Weiter ging es…

„Gut bedient und beraten durch die öffentlichen, mündelsicheren Sparkassen.“
Sparkassenslogan aus dem Jahr 1942

Die 1950er und 1960er

Die Trümmer schienen verschwunden und die Nachkriegsmoderne war in alle Richtungen zu entdecken. Die Nachkriegszeit hinterließ ihre Spuren und die Bürgerinnen und Bürger mussten sparen, um ihre Grundbedürfnisse zu stillen. Ich stand vor derselben Sparkasse wie vor 20 Jahren. Wir traten erneut herein. Mein Kollege zeigte auf ein Kind mit einem kleinen Bienenkorb? Es schien auch ein Sparmittel zu sein, denn es warf gerade eine D-Mark hinein. In einer anderen Ecke sah ich Kinder herumlaufen, die kleine Porzellanschweinchen unter dem Arm trugen. Sie zeigten ihren Müttern stolz, was ihr die Sparkassenmitarbeiterin gerade zum Weltspartag geschenkt hatte. Es erinnerte mich ein wenig an meine Kindheit, wenn ich zusammen mit meinem Opa zur Sparkasse gelaufen bin, um mein Erspartes in mein erstes Schwein zu werfen. Stolz, wie Oskar war ich! Während ich in Erinnerungen schwelgte, bemerkte ich nicht, dass sich die Maschine längst ein neues Ziel für uns ausgesucht hatte.

Die 1970er und 1980er

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Hier sah es schon viel moderner aus. Ein Mann sang lautstark das Lied Bohemain Rhapsody – das kenne ich! Den Menschen schien es finanziell viel besser zu gehen. Sie waren entspannt, gingen Kleidung einkaufen und trugen florale Tüten in den Händen. Sparbehältnisse standen in einem Schaufenster vor uns. Erneut eine Sparkasse. Daneben schienen die ersten Ausgaben der KNAX Zeitschriften auszuliegen. Die Kinder auf dem Fußgängerweg zeigten mit Freude auf die lustigen Charaktere. Es war faszinierend zu sehen, wie Kinder hier auf spielerische Weise den Umgng mit Geld lernten. Der KNAX-Klub schien ihnen die Bedeutung des Sparens näherzubringen und legte so früh einen Grundstein für finanzielle Bildung. Mein Kollege schien einen Weg gefunden zu haben, das Jahr 2024 auf dem Display der Maschine auszuwählen. Wir zitterten und waren gespannt, ob es funktionierte.

Titelbild einer Knax-Zeitschrift aus den 1970er Jahren. Quelle: Knax

Zurück im SVN

… Das war eine lange und intensive Reise. So viele Eindrücke, die ich erstmal verarbeiten musste. Was ich auf jeden Fall in den verschiedenen Jahren gelernt habe, ist die Vielfältigkeit des Sparens. All die verschiedenen Möglichkeiten, die es gab und gibt. Spannend, wie sich das Sparverhalten mit der Zeit verändert hat. Während es in der Vergangenheit hauptsächlich darum ging für schwierige Zeiten vorbereitet zu sein und sein Überleben zu sichern, wurde es später eher für die Sicherheit im Alter genutzt. Anschließend hieß es für uns schnell raus aus dem Keller und hoch in den Verband – nicht, dass wir gleich auf die nächste Reise geschickt wurden.

*Über die Autorin:

Leonie Schwiebert hat am 01. September 2024 ihre Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau im Sparkassenverband Niedersachsen begonnen.