Was macht eigentlich ein Wirtschaftsprüfer in der Prüfungsstelle des SVN?

05.04.2023 SVN

In unserer Serie „Was macht eigentlich…“ gehen wir spannenden Fragestellungen rund um Positionen, Organe und Gremien im Sparkassenverband und in unseren niedersächsischen Sparkassen auf den Grund.

Unser heutiger Gesprächspartner ist Jan Alexander Fischer, Leiter des Dezernats Rechnungslegung und Unternehmenssteuern in der Prüfungsstelle des Sparkassenverbandes Niedersachsen.

Porträt von Jan Alexander Fischer. - Quelle: SVN
Jan Alexander Fischer
Leiter des Dezernats Rechnungslegung und Unternehmenssteuern

Herr Fischer, seit wann sind Sie beim Sparkassenverband Niedersachsen tätig?

Ich bin seit dem 1. Oktober 2022 in der Prüfungsstelle als Leiter des Dezernats Rechnungslegung und Unternehmenssteuern tätig. Zuvor war ich 12 Jahre lang bei großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften beschäftigt und habe dort im Wesentlichen Kreditinstitute im Raum Hannover und zuletzt in Frankfurt geprüft.

Was mögen Sie besonders an Ihrem Beruf als Wirtschaftsprüfer?

Als Wirtschaftsprüfer in der Prüfungsstelle des Sparkassenverbandes Niedersachsen schätze ich besonders die Abwechslung, die dieser Beruf mit sich bringt. Jede Abschlussprüfung bringt neue Erkenntnisse und Lernmöglichkeiten mit sich, da man sich zwangsläufig mit dem Kerngeschäft des Prüfungsmandanten auseinandersetzen muss und dessen Herausforderungen sehr genau kennenlernt. Je länger man dabei ist, desto mehr weiß man auch - das ständige Lernen, das sich durch die stetige Veränderung der Rechnungslegungsstandards, Vorschriften und Gesetze ergibt, zu schätzen. Teamarbeit ist ein weiterer Aspekt, den ich an meinem Beruf schätze, da die Zusammenarbeit sowohl mit dem Prüfungsmandanten als auch mit verschiedenen Experten und Kollegen aus verschiedenen Fachgebieten mir ermöglicht, mein Netzwerk aufzubauen und von deren Erfahrungen und Kenntnissen zu profitieren.

Letztendlich bin ich auch überzeugt, dass die Wirtschaftsprüfung einen wichtigen Beitrag zur Stabilität und Transparenz des Finanzsystems und damit einen positiven Beitrag zur Wirtschaft und Gesellschaft leistet. Einzelne Ausnahmen bestätigen die Regel.

Wie sieht Ihr typischer Berufsalltag aus?

Die Planung und Durchführung von Abschlussprüfungen nahm naturgemäß immer schon den größten Teil meines Arbeitsalltags als Wirtschaftsprüfer ein. Dabei verbringe ich viel Zeit mit der Analyse und Dokumentation.

Seit meinem Wechsel zum Sparkassenverband Niedersachsen nimmt die fachliche Arbeit jedoch eine sehr viel größere Rolle ein als bisher, worüber ich mich sehr freue. Ein großer Teil meiner Arbeit besteht nun auch in der Organisation und Durchführung von Schulungen für Mitarbeiter im Rechnungswesen der Sparkassen. Hierbei vermittle ich ihnen Kenntnisse über aktuelle Rechnungslegungsstandards, Vorschriften und Branchentrends. Zusätzlich stehe ich den Mitarbeitern als Ansprechpartner für fachliche Fragen zur Rechnungslegung zur Verfügung. Die Kombination aus Prüfungstätigkeiten und Schulungen ermöglicht mir, mein Wissen und meine Erfahrungen weiterzugeben und gleichzeitig mein Netzwerk innerhalb der Sparkassenorganisation auszubauen.

Insgesamt ist mein Berufsalltag von Vielfalt und Zusammenarbeit geprägt, wobei ich hoffentlich sowohl die Sparkassen durch unsere Prüfungsarbeit unterstützen, als auch die Kompetenz und das Wissen der Mitarbeiter im Rechnungswesen der Sparkassen fördern kann.

Es hat sich für mich immer ausgezahlt, Herausforderungen anzunehmen.
Jan Alexander Fischer, Leiter des Dezernats Rechnungslegung und Unternehmenssteuern

Welche Voraussetzungen sollte man mitbringen, um als Wirtschaftsprüfer tätig zu sein?

Es gibt natürlich einige Eigenschaften, die niemanden überraschen werden: Ausgeprägte analytische Fähigkeiten helfen, komplexe Finanzinformationen schnell zu erfassen, Zusammenhänge zu erkennen und mögliche Risiken oder Unstimmigkeiten zu identifizieren. Zweitens ist die Fähigkeit zur effektiven Kommunikation und Zusammenarbeit entscheidend. Wirtschaftsprüfer müssen nicht nur mit Mandanten und Regulierungsbehörden klar und präzise kommunizieren können, sondern auch erfolgreich in Teams arbeiten, um gemeinsam Probleme zu lösen und Prüfungsziele zu erreichen. Drittens sind Anpassungsfähigkeit und Flexibilität wichtige Eigenschaften in diesem Beruf. Da sich Rechnungslegungsstandards, Vorschriften und wirtschaftliche Bedingungen ständig ändern, ist es unerlässlich, dass Wirtschaftsprüfer schnell auf Veränderungen reagieren und bereit sind, sich kontinuierlich fortzubilden.

Zusätzlich würde ich aber ergänzen, dass man als Wirtschaftsprüfer auch eine gewisse Bereitschaft zur sachlichen Auseinandersetzung mitbringen muss, denn eine „kritische Grundhaltung“ und „professionelle Skepsis“ sind den Wirtschaftsprüfern gesetzlich vorgeschrieben.

Hat sich Ihr Beruf in den 12 Jahren, in denen Sie ihn ausüben, verändert?

Die Ansprüche an den Beruf des Wirtschaftsprüfers steigen eigentlich kontinuierlich, da die Regulierung immer weiter fortschreitet und insbesondere im Finanzbereich große Teile der gesetzlichen Anforderungen auch prüfungspflichtig sind. Meilensteine waren die Bankaufsichtsreform nach der Finanzkrise und die Reform der Abschlussprüfung im Jahr 2016 - ebenfalls eine (späte) Folge der Finanzkrise - der Zusammenbruch von Wirecard und aktuell die neuen Anforderungen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung.

Besonders am Herzen liegt mir aber trotz allen aktuellen Problemen die Digitalisierung, die uns ja schon sehr lange begleitet. Die tägliche Arbeit in den großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften hat sich dadurch in den vergangenen 12 Jahren tatsächlich stark verändert. Nicht immer hat man dabei gleich den richtigen Weg gefunden. Das ist für mich ein wichtiges Thema: Digitalisierung heißt nicht, Unterlagen und Formulare einfach vom Papier in den Computer zu verlagern. Richtige Digitalisierung heißt, Arbeitsabläufe komplett neu zu denken und dem einzelnen Mitarbeiter nur noch die besonders komplexen Fragen zu stellen, die nicht automatisch beantwortet werden können. Die Menge dieser Fragen ist übrigens mit den Large Language Models (LLM) wie ChatGPT gerade nochmal erheblich kleiner geworden. An diesem Beispiel wird deutlich, was ich mit der „richtigen“ Digitalisierung meine: Die Strategie darf eben nicht sein, dem Mitarbeiter Zugriff auf ChatGPT zu geben und ihn dann seine Aufgaben dort eintippen zu lassen. Statt dessen muss künstliche Intelligenz vorgeschaltet und frühzeitig in Prozesse integriert werden, sodass beim Mitarbeiter nur noch das ankommt, wozu er unbedingt benötigt wird. Das wird leider nicht einfach sein.

Haben Sie ein Lebensmotto?

Da nehme ich gerne ein etwas verkürztes Zitat von Kennedy: „[We do these things], not because they are easy, but because they are hard.” Es hat sich für mich immer ausgezahlt, Herausforderungen anzunehmen.

Zu guter Letzt: Worauf freuen Sie sich in diesem Jahr besonders?

Im Laufe des Jahres werde ich mehrere Sparkassen als Wirtschaftsprüfer übernehmen und freue mich jetzt schon auf die Zusammenarbeit mit ihnen!

Herzlichen Dank, Herr Fischer, für das Gespräch und weiterhin viel Freude bei Ihrer Tätigkeit.

ND