Krisen auch bei den Menschen in Niedersachsen angekommen

Vermögensbarometer 2022 offenbart deutlichen Rückgang bei der finanziellen Zufriedenheit

25.10.2022 - Pressemitteilung  6/22

Steigende Preise für Lebensmittel und Energie sowie der Krieg in der Ukraine belasten die Menschen in Niedersachsen zunehmend. Das geht aus dem aktuellen Vermögensbarometer 2022 des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) hervor. Demnach beurteilen nur noch 36 Prozent der befragten Niedersachsen (n=300) ihre finanzielle Situation als sehr gut oder gut. Das ist nicht nur eine geringere Zufriedenheit als im Bundesdurchschnitt (38 Prozent), es ist auch ein klarer Rückgang im Vergleich zum Vorjahr. Trotz Corona-Pandemie beurteilte 2021 noch fast jeder zweite Niedersachse (44 Prozent) seine finanzielle Situation als sehr gut. 

Vermögensbarometer 2022

Auch der Blick in die Zukunft zeichnet sich deutlich düsterer. Glaubten 2021 noch 41 Prozent der Befragten in Niedersachsen daran, dass sich ihre finanzielle Situation in den nächsten zwei Jahren verbessern werde, sind es ein Jahr später nur noch 27 Prozent (Bundesdurchschnitt 32 Prozent). Gleichzeitig ist die Zahl derer, die pessimistisch in die Zukunft blicken, von 13 Prozent in 2021 (Bundesdurchschnitt 13 Prozent) sprunghaft auf 36 Prozent (Bundesdurchschnitt 37 Prozent) angestiegen.

Vermögensbarometer 2022

Die aktuell hohe Inflation hat auch konkrete Auswirkungen auf das Verhalten der Menschen. Fast jeder Fünfte (16 Prozent) der befragten Niedersachsen gibt an, im Alltagsleben im größeren Umfang auf etwas zu verzichten, jeder Zweite verzichtet bereits im kleineren Umfang und nur jeder dritte Befragte schränkt sich im Alltag bisher gar nicht ein. Mit diesen Werten liegen die Niedersachsen in etwa im Bundesdurchschnitt (18 Prozent verzichten im größeren Umfang; 47 Prozent im kleineren Umfang, 35 Prozent gar nicht).

Die regionalisierte Auswertung des Vermögensbarometers zeigt auch, in welchen Lebensbereichen sich die Niedersachsen derzeit konkret einschränken. So kauft jeder zweite Befragte weniger ein. Im Vergleich zum Bundesdurchschnitt (61 Prozent) greifen die Menschen in Niedersachsen beim Einkauf noch häufiger auf günstigere Produkte zurück (64 Prozent), fahren weniger Auto (47 Prozent in Niedersachsen; 44 Prozent im Bundesdurchschnitt) und sind sparsamer beim Heizen in den eigenen vier Wänden (59 Prozent in Niedersachsen; 49 Prozent im Bundesdurchschnitt). 

Die Einsparbemühungen der Menschen im Alltag sind vor allem beim Konsumverhalten spürbar.
Thomas Mang, Präsident des Sparkassenverbandes Niedersachsen

„Die Einsparbemühungen der Menschen im Alltag sind vor allem beim Konsumverhalten spürbar“, so Thomas Mang, Präsident des Sparkassenverbandes Niedersachsen (SVN). Das spüre der Bäcker um die Ecke genauso wie das ortsansässige Elektrofachgeschäft.

In den nächsten Wochen dürfte kaum mit einer Entspannung zu rechnen sein: „Trotz aller bisher genehmigten Entlastungsmaßnahmen wird es für die Menschen und die Unternehmen in Niedersachsen kein einfacher Winter werden“, so Thomas Mang weiter. Die Unsicherheit sei weiterhin groß. Das zeigen auch die Ergebnisse des Vermögensbarometers 2022. 

Besonders beunruhigen die Menschen in Niedersachsen demnach der Rohstoffmangel und die steigenden Energiekosten (78 Prozent) sowie die durch die Inflation verursachten steigenden Kosten in vielen Lebensbereichen (75 Prozent). Auch die zukünftigen Auswirkungen des Ukrainekrieges (68 Prozent) und der Klimakrise (60 Prozent) treiben die Sorgen der Niedersachsen. Die Folgen einer möglichen Deglobalisierung (45 Prozent) sowie die aktuellen Entwicklungen in der Corona-Pandemie (35 Prozent) beunruhigen die befragten Niedersachsen dagegen etwas weniger. 

Vermögensbarometer 2022

Auch die so oft kommunizierten Appelle zum Energiesparen werden in Niedersachsen den Umfrageergebnissen zufolge bereits großflächig umgesetzt. So schalten 81 Prozent der Niedersachsen ihre Heizung erst später ein (Bundesdurchschnitt 78 Prozent), bzw. regeln sie häufiger herunter und auch das Licht bleibt häufiger aus (Niedersachsen 81 Prozent; Bundesdurchschnitt 82 Prozent). Gleiches gilt für Elektrogeräte. Sie werden entweder ganz ausgeschaltet (Niedersachsen 72 Prozent; Bundesdurchschnitt 68 Prozent) oder im Energiesparmodus betrieben (jeweils 66 Prozent in Niedersachsen und im Bundesdurchschnitt). 75 Prozent der Befragten schränken sich zudem beim Baden und Duschen ein, um Warmwasser einzusparen (Bundesdurchschnitt 73 Prozent). Ausbaufähig ist hingegen sowohl in Niedersachsen als auch im Bundesdurchschnitt die Nutzung von smarten, digitalen Tools wie Heizungsthermostaten. 44 Prozent der Niedersachsen nutzen diese Lösung bisher noch gar nicht, um Energie einzusparen. Damit verhalten sich die Niedersachsen wie der Bundesdurchschnitt (46 Prozent).

„Das Einsparpotenzial durch smarte Heizungssteuerungssysteme ist nicht zu unterschätzen – hier brauchen wir noch mehr Bewegung“, kommentiert Thomas Mang die Ergebnisse. Er begrüße daher die Kooperation von Sparkassen und dem Heiz-Thermostat-Hersteller tado°. Sparkassenkunden können nun bei der Anschaffung digitaler Thermostate vergünstigte Konditionen in Anspruch nehmen. „Ein weiterer Beitrag der Sparkassen, um unseren Kundinnen und Kunden im Alltag ein wenig zu entlasten,“ so Thomas Mang weiter. Persönliche Beratung bliebe in der aktuellen Situation aber das A und O: „Mit Blick auf die individuelle finanzielle Situation ist das Gespräch mit dem persönlichen Sparkassenberater oder der -beraterin gerade jetzt besonders wichtig, um beim Thema Sparen, Altersvorsorge und der allgemeinen Lebensplanung schnell auf die geänderten Rahmenbedingungen reagieren zu können.“

Die vollständigen Ergebnisse des Vermögensbarometers sind beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV) abrufbar.

Das Vermögensbarometer wird seit 2005 erhoben. In der Zeit vom 20. Juni bis zum 8. Juli 2022 hat das Meinungsforschungsinstitut Kantar im Auftrag des DSGV bundesweit mehr als 4.800 Menschen ab dem Alter von 14 Jahren online befragt. Auf jedes Bundesland entfallen mindestens 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer.