Jahresergebnisse 2022 der niedersächsischen Sparkassen

Gute Ergebnisse in schwierigem Umfeld

09.03.2023 Wirtschaft

Thomas Mang, Präsident des Sparkassenverbandes Niedersachsen und Guido Mönnecke, Verbandsgeschäftsführer des niedersächsischen Sparkassenverbandes, kommentieren die Jahresergebnisse 2022 der 39 Sparkassen in Niedersachsen und werfen einen Blick in die Zukunft. 

Porträt von Thomas Mang. - Quelle: SVN
Thomas Mang
Präsident des Sparkassenverbandes Niedersachsen

Herr Mang, wie sind die Geschäfte der niedersächsischen Sparkassen im vergangenen Jahr gelaufen?

Die Geschäfte unserer niedersächsischen Sparkassen sind besser gelaufen, als wir angesichts der geopolitischen und wirtschaftlichen Lage zunächst angenommen hatten. Trotz einer leicht schwächeren Kreditnachfrage haben die Bestände noch einmal deutlich zugenommen und auch bei den Einlagen verzeichnen wir ein erneutes Wachstum. Und das, obwohl die Lebenshaltungskosten der Kundinnen und Kunden gestiegen sind. Alles in allem sind wir aber mit dem Jahresverlauf zufrieden und sehen vor allem, dass unsere Kundinnen und Kunden immer mehr in Wertpapiere investieren. Das freut uns, denn die Beratungsbemühungen unserer Kundeberaterinnen und Kundenberater zahlen sich aus. In diesem Zusammenhang plädieren wir für die Aufrechterhaltung des Wahlrechtes zwischen Provisions- und Honorarberatung, damit alle Kundinnen und Kunden von dieser Entwicklung profitieren können.

Was bedeutet das geänderte Zinsumfeld für die Sparkassen und ihre Kunden?

Für die Sparkassen als klassische Retail-Institute sind steigende Zinsen von Vorteil, da wir dann einen Nutzen aus unserem Kerngeschäft ziehen können. Auch die Kunden und Kundinnen profitieren von dieser Entwicklung, denn schrittweise werden sich auch die Einlagezinsen nach oben entwickeln. Damit gewinnt das Sparen wieder an Bedeutung und macht auch wieder mehr Freude. Aber natürlich sehen wir auch die Vorteile für ein differenziertes Wertpapier-Sparen.

Auf der Kreditseite wirken die steigenden Zinsen tendenziell bremsend, sie sind aber historisch bedingt immer noch auf einem sehr niedrigen Niveau und daher isoliert betrachtet keine Konjunkturbremse.

Porträt von Guido Mönnecke. - Quelle: Jörg Volland
Guido Mönnecke
Verbandsgeschäftsführer des Sparkassenverbandes Niedersachsen

Herr Mönnecke, Welche Rolle werden die Sparkassen bei der nachhaltigen Transformation spielen?

Unsere Sparkassen haben Marktanteile von über 40 Prozent und sind damit der größte Mittelstandsfinanzierer. Bei der nachhaltigen Transformation werden sie eine sehr wichtige Rolle spielen und auch wahrnehmen, denn grundlegende Transformationsvorhaben werden ohne die Sparkassen in der Breite in Deutschland nicht gelingen. Es ist unrealistisch, das allein mit staatlichen Mitteln bewältigen zu wollen. Innerhalb der „kritischen Dekade“ bis 2030 ist hier schnelles Handeln erforderlich, um die ambitionierten Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen.

Die Sparkassen sind mit allen Sektoren – den konventionellen und den zukünftigen – eng verbunden und einen wesentlichen Teil der Transformation müssen etablierte Unternehmen leisten – große Unternehmen ebenso, wie Unternehmen aus dem Mittelstand. Die Sparkassen-Finanzgruppe bündelt all ihre Expertise zu diesem Thema im Stab Nachhaltigkeit und entwickelt daraus Strategien und Produkte, um die Anforderungen des Marktes sowie der Kundinnen und Kunden bedienen zu können. Wir wissen, dass mehr als 55 Prozent der Kundinnen und Kunden von Sparkassen das Thema Nachhaltigkeit positiv votieren und ein entsprechendes Handeln auch von uns erwarten. Aus diesem Grund bieten wir nicht nur nachhaltige Kontomodelle an, sondern entwickeln – besonders für unsere Firmenkunden – den Bereich der Transformationsfinanzierung weiter. Als niedersächsische Sparkassen haben wir dafür die NORD/LB an der Seite, die schon lange zu den Marktführern in der Finanzierung erneuerbarer Energien zählt.

Momentan können sich immer weniger Menschen Eigentum leisten. Wie kann die Politik dafür Sorge tragen, dass sich das ändert?

Um die hohe Inflationsrate zu bändigen, hat die EZB die Leitzinsen wieder angehoben. Dadurch haben sich binnen weniger Monate die Zinsen für Immobilienkredite mehr als verdoppelt und immer mehr Bau- und Kaufwillige müssen den Traum von den eigenen vier Wänden zurückstellen. Ziel sollte es aber bleiben, auch für Haushalte mit Durchschnittsgehältern Wohneigentum erschwinglich zu halten, daher ist es dringend geboten, sich politisch Gedanken zu machen, wie durch gezielte Förderprogramme der Erwerb von Wohneigentum erleichtert werden kann.

Zusätzlich könnten der zum 1. Februar eingeführte antizyklische Kapitalpuffer sowie der Systemrisikopuffer für Wohnimmobilienrisiken zurückgenommen werden, um die Fähigkeit der Sparkassen zur Kreditvergabe nicht zu vermindern. Die steigende Nachfrage nach Bausparverträgen zeigt uns, dass die Menschen Eigenkapital aufbauen wollen. Hier kann eine gezielte Förderung ansetzen. Gleichzeitig halten wir es für dringend geboten, Senkungen oder eine Abschaffung der Grunderwerbsteuer ernsthaft zu prüfen – das wäre ein wichtiger Schritt und könnte eine Signalwirkung entfalten.

Vielen Dank für das Interview.

Weitere Informationen zu den Jahresergebnissen 2022 der niedersächsischen Sparkassen finden Sie hier: Finanzen | SVN (sparkasse.de)

LK