2023 durchwachsenes Jahr für Sparkassen in Niedersachsen Weniger Kredite nachgefragt, höher verzinsliche Einlagen mit starken Zuwächsen, Erträge steigen
Rede des Präsidenten Thomas Mang anlässlich des Jahrespressegesprächs am 29.02.2024 in Hannover.
– Es gilt das gesprochene Wort. –
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
auch im Namen meines Kollegen Guido Mönnecke heiße ich Sie herzlich Willkommen zum Jahrespressegespräch des Sparkassenverbandes Niedersachsen.
Mal wieder liegt ein durchwachsenes Jahr hinter uns – mit einem heterogenen Bild in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft.
Und ich hoffe sehr, dass in diesem Jahr nicht noch mehr Baustellen hinzukommen werden. Aber leider deutet einiges in diese Richtung.
Wir sehen uns weiterhin konfrontiert mit geopolitischen Konflikten in Nahost, in der Ukraine und anderen wie in China mit Taiwan und auch mit Nordkorea.
Schwer abzusehen ist außerdem die weitere Entwicklung in den USA. Die Frage, die sich uns stellt: Wie werden sich die demokratischen Kräfte des Westens verhalten? Wir erleben eine aufgeheizte Stimmung in der Bevölkerung in Europa sowie insbesondere in Deutschland. Als wichtiger Teil des Standortes Deutschland geht das natürlich nicht spurlos an der Sparkassen – Finanzgruppe vorbei. Uns beschäftigt deshalb, wie sich die Sparkassen in diesem Umfeld bewegen und Haltung zeigen können.
Für uns Sparkassen gilt: Sparkassen stehen für Demokratie, für Meinungsfreiheit und für einen respektvollen Umgang miteinander. Wir lehnen jede Form des Extremismus, der Ausgrenzung und des Hasses entschieden ab. Deshalb stehen wir klar an der Seite der positiv denkenden Menschen in diesem Land. Auf der Seite der Menschen, die sich für unser Gemeinwesen einsetzen, für Ausgleich, für Respekt und für die Werte unseres Grundgesetzes. Das ist die übergroße, bisher schweigende Mehrheit aus der Mitte der Gesellschaft, die sich jetzt immer öfter laut und deutlich zu Wort meldet. Das sind die Menschen, die unser Land tragen. Sparkassen bringen diese Entschlossenheit deutlich zum Ausdruck – gerade jetzt.
Sparkassen setzen sich seit jeher für das Gemeinwesen ein, gewährleisten finanzielle Teilhabe für alle Menschen und dabei bleiben die Sparkassen stets parteipolitisch unabhängig. Die Sparkassenidee ist bald 250 Jahre alt und basiert auf dem Wunsch, möglichst vielen Menschen wirtschaftliche und damit soziale Teilhabe zu ermöglichen. Das steht schon in unseren Gründungssatzungen. Aber Teilhabe eben nicht durch staatliche Leistungen oder Fürsorge, sondern durch wirksame Hilfe zur Selbsthilfe.
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
bezogen auf die Wirtschaft in Deutschland zeigt sich ein differenziertes Bild, aber mit der klaren Erkenntnis, dass Steuern sowie Abgaben im internationalen Vergleich zu hoch sind und die Bürokratie strangulierend wirkt. Das wird ja auch von der Bundesregierung mittlerweile akzeptiert. Unterschiedliche Auffassungen gibt es allerdings über die Maßnahmen.
Wir haben den Eindruck, dass die bisherigen Säulen des Standortes Deutschland nicht mehr uneingeschränkt tragfähig sind. Stichworte sind hier politische Unsicherheiten, eine seit langer Zeit vernachlässigte Infrastruktur sowie hohe bzw. unsichere Energiepreise. Und wir stellen fest, dass unser Nimbus als Industrienation und Exportweltmeister kräftig leidet.
Was hat uns bisher stark gemacht:
- politische Stabilität
- Zuverlässigkeit
- herausragende Infrastruktur
- bestens ausgebildete und ausreichende Arbeitskräfte
- Innovations- und Technologieführerschaft
Dieses war ein gutes Korrektiv für den Hochsteuer- und Abgabenstandort Deutschland. Wenn dieses Korrektiv nun nicht mehr funktioniert, ist das für uns fatal. Was ist aber nun der richtige Weg? Ein Mehr an Schulden für Investitionen? Ein Mehr an Schulden für Subventionen? Eine Mischung von beidem? Oder doch lieber wieder marktwirtschaftliche Kräfte stärker wirken lassen? Und dies alles vor dem Hintergrund, dass die Wirtschaft schrumpft, bestenfalls stagniert.
Die Industrieproduktion in Deutschland ist in den vergangenen acht Jahren um rund 3 Prozent zurückgegangen, wohin sie gleichzeitig in Europa um 9 Prozent gestiegen ist. Jetzt erleben wir, obwohl niemand es so recht wahrhaben will, eine schleichende bis spürbare Deindustrialisierung, einhergehend mit absehbaren Wohlstandsverlusten für Deutschland. Industrieunternehmen wie Conti, ZF oder Bosch bauen massiv Arbeitsplätze ab oder verlagern sie. Auch der Mittelstand ist hiervon betroffen.
Das jüngste ifo Gutachten macht zudem deutlich: Es wird nicht nur zu wenig, sondern auch zu kurz gearbeitet. Darüber hinaus ist der Abstand zwischen Transferleistungen und Entlohnung fast nicht vorhanden. Kurzum: Es sind zu wenig Anreize vorhanden, zu arbeiten. Zudem erstickt in Deutschland eine massive Überregulierung jeglichen Handlungsimpuls für Investitionen, was für die deutschen Unternehmen wichtig wäre, um beispielsweise kraftvoll in die Bewältigung des Klimawandels oder in die Digitalisierung zu investieren.
Die Frage ist, wie es uns in Deutschland gelingt, die Stimmung zu verbessern, ein positives Klima für Investitionen zu schaffen, privates Kapital zu mobilisieren und damit die wirtschaftliche Entwicklung mit marktwirtschaftlichen Kräften wieder anzukurbeln.
Aus unserer Sicht war der Antritt von Herrn Hüther, Chef des Instituts der deutschen Wirtschaft, mit einem Transformations- und Infrastrukturfonds eine gute Handlungsempfehlung, um hier voranzukommen. Zudem könnte der Streit darüber in der Bundesregierung zumindest vorübergehend befriedet werden.
Zusätzlich wäre es aber dringend erforderlich, klar und entschlossen die Entbürokratisierung voranzutreiben und für ein angemessenes Niveau bei Steuern und Abgaben zu sorgen, um die gravierenden Wettbewerbsnachteile für die deutsche Wirtschaft zu lindern. Die kreditwirtschaftlichen Verbände, insbesondere wir Sparkassen, haben dies mit Blick auf unsere Kundinnen und Kunden sowie auch aus eigener Betroffenheit immer wieder angemahnt.
In einer so noch nie erlebten Einmütigkeit und Klarheit kommen jetzt auch die Wirtschaftsverbände und der Mittelstand mit diesen Aussagen. Was ist nun schlechter?Die Lage oder die Stimmung? Die Frage ist zwar spannend. Aber eigentlich ist es egal, wie die Antwort lautet. Es ist klar, dass es so nicht weitergehen kann. Bemerkenswert ist, dass wir noch nie eine so klare Positionierung namhafter Wirtschaftsverbände erlebt haben. Wir stellen zudem fest, dass Arbeitskräfte an allen Ecken und Enden fehlen.Bis 2030 werden es weitere 4 Millionen sein. Dieses ist eine quantitative und qualitative Notlage, für die es momentan keine eindeutige Lösung gibt. Weder funktioniert die geordnete Zuwanderung in Arbeit noch die Aus- und Weiterbildung in der Breite und auf höchstem Niveau.
Wir beobachten bei unseren mittelständischen Kunden ähnliche Handlungen, wie bei den Großunternehmen beschrieben. Leider wird darüber gar nicht oder wenig geschrieben. Fast noch schlimmer ist die stillschweigende Schließung vieler kleiner und mittelständischer Betriebe, weil es an Arbeitskräften, Perspektive oder einer geeigneten Nachfolge fehlt.
Wir haben in unserer „Diagnose Mittelstand 2023“ mittelständische Unternehmen befragt, welches die besonderen Probleme sind. Der deutsche Mittelstand ist robust und innovationsfreudig, aber viele Unternehmerinnen und Unternehmer fühlen sich ausgebremst. Sie würden gern in energieeffiziente Produktion investieren, die Digitalisierung anschieben, nach den langen Krisenjahren neu durchstarten. Aber die Hürden sind oftmals zu hoch. Vor allem die überbordende Bürokratie und der Fachkräftemangel, aber auch die hohen Energie- und Lohnkosten werden als Investitionshemmnisse angesehen. Dabei sind Planungssicherheit und damit Vertrauen in den Standort elementare Bedingungen für Investitionen und Wirtschaftswachstum in unserem Lande. Politik, die von Ideologien geprägt ist, überzeugt kein Unternehmen, Investitionen zu tätigen.
Meine Damen und Herren,
diesen Blick auf die Dinge will ich so nicht allein im Raum stehen lassen. Was ist also gut?Wo gibt es Anlass zu Hoffnung? Die Eigenkapitalsituation im Mittelstand ist nach wie vor sehr gut. Nur in wenigen Branchen gibt es Ausnahmen.
Es gibt eine gute technologische Ausgangslage in den Betrieben, obwohl die Technologieführerschaft zu schwinden scheint und es gibt hoch motivierte und treue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie einen guten, wenn auch noch steigerungsfähigen, Digitalisierungsgrad. Wenn es uns gelingt, in Deutschland das Vertrauen in den eigenen Standort wieder herzustellen, ist uns um den Mittelstand nicht bange.
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
der Mittelstand ist unsere Kernkundschaft und Sparkassen selbst sind mittelständische Betriebe. Aber auch wir sind drastisch überreguliert, was für die Weiterentwicklung durchaus schädlich ist. Denn: Je mehr unsere Branche überreguliert ist, desto weniger kann sie ihrer Aufgabe nachkommen. Faktisch gibt es die vielzitierte Proportionalität bei der Regulierung nicht, obwohl wir das seit Jahren hören. Die BaFin setzt die europäischen, einheitlichen Standards brav für alle um. Wir halten fest: Die Proportionalität kommt bei unseren Sparkassen nicht an. Wir sehen das wie BaFin Chef Branson, dass die Regulierung lediglich den Beratungsgesellschaften die Taschen voll macht. Ich nenne hier in diesem Zusammenhang nur einige wenige Aspekte.
Ich habe Sorge, dass Sparkassen und auch Genossenschaftsbanken dem bürokratischen und regulatorischen Druck nicht mehr alle standhalten können und damit in größere Einheiten gedrängt werden. Die Konsolidierung der vergangenen Jahre ist aus unserer Sicht sehr stark auf die Regulatorik zurückzuführen. In den Feldern Taxonomie sowie Transformation sehen sich die Sparkassen einer Schraubzwingen - Politik der Aufsichtsbehörden ausgesetzt. Dort möchten die Aufsichtsbehörden nur eine Reinform belohnen, aber nicht den Weg dorthin. Da fühlt man sich an den Dogmatismus so mancher NGO erinnert. Ich habe ernsthafte Zweifel, dass auf dieser Grundlage das Ziel, Nachhaltigkeit zu finanzieren, erreicht werden kann. Hier muss aus unserer Sicht ganz eindeutig umgesteuert werden, um unsere Wirtschaftsstrukturen in Deutschland nicht weiter zu schädigen. Diese Kraft sollten wir haben. Ein wesentliches Chancenfeld liegt nämlich, wenn man es richtig angeht, in der Transformation unserer Wirtschaft. Allerdings nur, wenn wir uns auf die Grundprinzipien der sozialen Marktwirtschaft und die darin liegenden Anreizwirkungen zurückbesinnen. Positiv ist, dass wir mittlerweile die Phase zweistelliger Inflationsraten überwunden haben. Die geldpolitische Straffung wirkt. Das ist vorteilhaft, wenn es nachhaltig bleibt. Für die Sparerinnen und Sparer läuft es allerdings bestenfalls auf eine ausgeglichene Realverzinsung hinaus. Wenn sich die Anlegerinnen und Anleger an der Realwirtschaft beteiligen wollen, bieten sich prinzipiell gute Chancen, allerdings nur mit Vertrauen auf die zukünftige Entwicklung. Was auch wichtig wäre, um die Spargelder der privaten Kundschaft zu mobilisieren.
Vor allem die derzeitige Kerninflation aber zeigt uns: Die Preissteigerungen sind in der breiten Wirtschaft angekommen und werden von den Unternehmen an die Verbraucher weitergegeben. Als Konsequenz fordern die Gewerkschaften nun mit Verweis auf höhere Lebenshaltungskosten auch höhere Löhne, um den Kaufkraftverlust auszugleichen.
Die Lohn-Preis-Spirale hat also begonnen. Arbeitgeber warnen allerdings davor, dass zu große Schritte manche Unternehmen in Existenznot bringen könnten, denn aus betriebswirtschaftlicher Sicht gibt es auch bei den Sachkosten rasante Steigerungsraten. In diesem Zusammenhang ist die allzu schnelle Zinswende zu einer zentralen Herausforderung für die Kreditwirtschaft geworden.
Seit Jahren schon haben wir gefordert, dass die EZB die Zinsen langsam wieder anhebt und den Markt daran gewöhnt, dass es auch wieder in die andere Richtung gehen kann und muss. Leider haben wir kein Gehör gefunden und jetzt krempelt die EZB die Zinswelt nach einer jahrelangen Null- und Negativzinsphase binnen kürzester Zeit von links auf rechts. Dass das nicht gut ausgehen kann, haben wir vor 15 Jahren in den USA gesehen.
Damit es bei uns nicht soweit kommt, federn die Sparkassen und Banken in Deutschland solche schnellen und abrupten Zinswenden ab, damit sie nicht unmittelbar auf unsere Kundinnen und Kunden durchschlagen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
der gesamte Finanzsektor hat sich im Jahr 2023 ein wenig erholen können. Gleichwohl sehen wir hier nur eine temporäre Entlastung. Der Druck auf die Branche bleibt. Gut ist, dass der Zins nach langer Abwesenheit wieder da ist. Denn: Er ist ein wichtiges Instrument in einer Marktwirtschaft und gleichzeitig auch das Lebenselixier der Kreditwirtschaft. Somit haben wir die Chance, uns für die Zukunft mit steigenden Eigenkapitalanforderungen und zunehmendem regulatorischen Druck zu wappnen.
Meine Damen und Herren,
angesichts der eben dargestellten Gesamtlage können die Sparkassen mit dem abgelaufenen Jahr 2023 durchaus zufrieden sein.
Lassen Sie mich einen Blick auf die Geschäftsentwicklung der Sparkassen in Niedersachsen im Jahr 2023 werfen.
Im Aktivgeschäft sind die Neugeschäftszahlen infolge der Zinserhöhungen durch die EZB, der Inflation und auch der allgemeinen Verunsicherung bei Investitionsentscheidungen zurückgegangen.
Insgesamt ist die Kreditnachfrage spürbar rückläufig. So ging das gesamte Neukreditgeschäft um annähernd 6 Mrd. Euro auf 13,2 Mrd. Euro zurück. Dabei konnten wir allerdings den Kreditbestand mit 101,5 Mrd. Euro auf Vorjahresniveau halten. Lassen Sie uns noch einmal etwas differenzierter auf die Zahlen gucken. Das Neukreditgeschäft mit Unternehmen und Selbstständigen ist um rund 2,8 Mrd. Euro im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf etwa 7,8 Mrd. Euro zurückgegangen, bei einem Bestandswachstum um 650 Mio. Euro auf 53,1 Mrd. Euro. Bei unserer privaten Kundschaft ist der Nachfragerückgang deutlicher, wobei wir während der Niedrigzinsphase auch enorme Steigerungsraten hatten. Die Neuzusagen gingen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 3,1 Mrd. Euro auf 4,5 Mrd. Euro zurück.
Besonders spürbar ist das beim Wohnimmobilienkreditgeschäft, was nach jahrelangen immensen Zuwachsraten um 2,9 Mrd. Euro auf 3,7 Mrd. Euro regelrecht eingebrochen ist. Angesichts der angespannten Wohnsituation in Deutschland halten wir es für dringend erforderlich, der wohnungsbauwirtschaftlichen Förderkulisse neues Leben einzuhauchen und beispielsweise auch die Grunderwerbsteuer auf selbstgenutztes Wohneigentum signifikant zu senken, besser aufzuheben. Über die Grunderwerbsteuer frisst der Fiskus große Teile des Eigenkapitals unserer Kundschaft auf. Bestrebungen, die Vergabe von Wohnimmobilienkrediten an ein Mindesteinkommen zu koppeln, sind in diesem Kontext kontraproduktiv und unsozial. Es sollte wieder machbar sein, dass sich normale Einkommensbezieher und Familien Wohneigentum leisten können, damit wir an die Eigentumsquoten anderer Länder Anschluss finden. Schließlich ist Wohneigentum der große Traum junger Leute und Familien. Gott sei Dank ging im Ergebnis der Bestand an Krediten unserer privaten Kundschaft nur um rund 170 Mio. Euro auf knapp 43,5 Mrd. Euro zurück.
Bei den Kundeneinlagen ist das Bild etwas differenzierter.
Hier haben wir seit langer Zeit wieder einen Einlagenabfluss zu verzeichnen und damit eine Bestandsverringerung um 2,6 Mrd. Euro auf 101,1 Mrd. Euro. Zum einen ist die Inflation mit deutlich gestiegenen Konsumausgaben Grund für den Rückgang. Zum anderen haben unsere Kundinnen und Kunden durch die Rückkehr der Zinsen die täglich fälligen Gelder und Sparguthaben auch in höher verzinsliche Einlagen umgeschichtet und wieder vermehrt Gelder in Wertpapieren angelegt.
Bei den Sichteinlagen verringerte sich der Bestand um etwa 8,3 Mrd. Euro auf 69,5 Mrd. Euro, bei den Spareinlagen um 3,4 Mrd. Euro auf etwa 19,2 Mrd. Euro. Deutliche Zuwächse sehen wir bei Eigenemissionen mit rund 4,2 Mrd. Euro auf insgesamt ca. 6,3 Mrd. Euro und Termingeldern mit 4,9 Mrd. Euro auf nunmehr etwa 6 Mrd. Euro. Da diese beiden Produktgruppen in der Niedrigzinsphase kaum nachgefragt wurden, sind die Steigerungsraten hier natürlich groß. Wir führen das vor allem auf eine gute sowie kundenorientierte Beratung unserer Sparkassen zurück.
Im Wertpapiergeschäft liegen wir mit 2,9 Mrd. Euro etwa 150 Mio. Euro über dem Vorjahres-Nettoabsatz, bei einem um rund 3 Mrd. Euro auf 13,5 Mrd. Euro gestiegenen Umsatz. Diesen Weg wollen wir weiter forcieren, damit unsere Kundinnen und Kunden vom bestehenden Zinsniveau weiterhin profitieren können. Wir leiten aus der dargestellten Entwicklung ab, dass das Vertrauen unserer Kundinnen und Kunden in die Sparkassen weiter gestiegen ist.
Positiv ist, dass der Zinsüberschuss im Vergleich zum Vorjahr im Jahr 2023 einen ordentlichen Satz nach vorne gemacht hat. Zum Jahresende steigt er gegenüber dem Vorjahr um voraussichtlich 770 Mio. Euro auf rund 2,8 Mrd. Euro an (2,07 % der DBS). Der Provisionsüberschuss wird mit einem Anstieg von 20 Mio. Euro auf 920 Mio. Euro vorhergesagt (0,69 % der DBS).
Der Sach- und Personalaufwand steigt um 100 Mio. Euro auf voraussichtlich rund 2 Mrd. Euro (1,50 % der DBS). Der Tarifabschluss wird den Personalaufwand ab 2024 weiter deutlich ansteigen lassen. Insgesamt rechnen wir 2023 mit einem gegenüber 2022 stark verbesserten Betriebsergebnis vor Bewertung, das um etwa 680 Mio. Euro höher ausfallen dürfte. Es würde damit auf 1,28 % der DBS und absolut auf 1,7 Mrd. Euro ansteigen. Wir benötigen auch eine derartige Ertragslage, um steigende Eigenkapitalanforderungen erfüllen zu können und um notwendige Investitionen in den Markt vorzunehmen. Wir wollen nach wie vor Marktführer bleiben und auch die dafür erforderlichen Investitionen tätigen. Unsere Erfolge im Kostenmanagement sowie bei den Erträgen führen zu einer von 64,7 Prozent auf 53,8 Prozent rückläufigen CIR.
Eine besondere Aufmerksamkeit müssen wir natürlich der Risikolage widmen. Da wir in der Bewertung unserer Wertpapiere Zuschreibungen realisieren können, konzentrieren wir uns auf das Kreditgeschäft, denn hier zeichnet sich eine Trendwende ab. Im Jahr 2023 war die Risikovorsorge im Kreditgeschäft mit 250 Mio. Euro recht moderat. Für 2024 werden höhere Wertkorrekturen erwartet, aber keine dramatische Entwicklung. Wir bewegen uns voraussichtlich im langjährigen Mittel. Darüber hinaus werden unsere Sparkassen deutlich mehr Vorsorgereserven bilden. Insgesamt sind wir zuversichtlich, unsere durchaus optimistischen Planzahlen in 2024 wieder zu erreichen.
Meine Damen und Herren,
wer gute Geschäfte machen will, braucht auch gute Leute. Das war immer eine Stärke der Sparkassen. Dass wir von der allgemeinen Arbeitsmarktlage als Sparkassen auch erfasst werden, ist nicht neu. Daher beschäftigt uns schon seit Längerem die Frage, wie wir an gutes Personal kommen, um auch zukünftig unsere guten Ergebnisse halten zu können.
Einerseits haben unsere Sparkassen die Azubi-Quoten deutlich angehoben und bieten auch verstärkt Programme für den Quereinstieg an. Andererseits haben wir im Rahmen unserer Personalstrategie auch starke inhaltliche Akzente gesetzt. Das betrifft die Bereiche Recruiting und Personalbindung, Qualifizierung, Transformierung, die Steuerung der Personalressourcen sowie eine gezielte Frauenförderung.
Insgesamt setzen wir auf mehr Mut und Entschlossenheit für Investitionen in unser Personal.
Meine Damen und Herren,
ich habe jetzt über das Personalthema als wesentlichen Teil der Geschäftsstrategie berichtet. Aber diese umfasst natürlich noch weitere Themen. Die Basis bildet weiterhin das erfolgreiche Geschäftsmodell der Sparkassen. Darauf aufbauend verfolgen wir drei neu justierte Oberziele: Mehr Kundenzufriedenheit, eine größere Marktrelevanz und die Zukunftssicherung von robusten Sparkassen. Das alles ist mit verschiedenen Maßnahmen und Projekten unterlegt.
Als Beispiele seien an dieser Stelle die Nutzung digitaler Kunden- und Serviceprozesse sowie perspektivisch der gezielte Einsatz künstlicher Intelligenz angesprochen und unsere Kooperation mit Payback als Teil unserer Mehrwertprogramme.
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
lassen Sie mich zum Ende meiner Ausführungen noch auf zwei Themen eingehen. Da ist zum einen der digitale Euro. Wir haben nichts gegen die Einführung eines digitalen Euros, wenn er für die Notenbanken essenziell ist und für die Menschen einen Nutzen stiftet. Was wir ablehnen ist weiterhin, dass die EZB neben ihrer Funktion als Notenbank und Aufsichtsbehörde auch den Markt für Zahlungsverkehr aufsaugt.
Bei der Bankenunion hoffen wir, dass sowohl die Bundesregierung als auch die Bundesbank im Interesse der Deutschen Kreditwirtschaft keine unüberlegten Schritte gehen. Die funktionierenden Sicherungssysteme dürfen nicht einem allgemeinen politischen Interesse Europas oder gar finanziellen Überlegungen geopfert werden. Aus unserer Sicht ist die Bankenunion durch die bisherigen Maßnahmen längst vollendet. Keine Kundin und kein Kunde in Europa muss Angst um seine Ersparnisse haben.
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
Sie haben aufgenommen, dass wir mit dem Jahr 2023 zufrieden und für 2024 sowie für die weiteren Jahre gewappnet sind.
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Weitere Informationen
Sparkassenverband Niedersachsen
30159 Hannover
0511 3603-878