Sparkassen in Niedersachsen im ersten Halbjahr 2022 mit Zuwächsen im operativen Geschäft

Kreditnachfrage steigt erneut an | Aussichten für das Gesamtjahr verhalten optimistisch

29.09.2022 - Pressemitteilung 4/22

„Die Sparkassen in Niedersachsen erwarten nach einem guten ersten Halbjahr für das Gesamtjahr 2022 weitere Zuwächse im operativen Geschäft. Allerdings werden wir aufgrund der konjunkturellen Eintrübungen voraussichtlich Ergebnisbeeinträchtigungen sehen, so Thomas Mang, Präsident des Sparkassenverbands Niedersachsen (SVN). Während die Kreditnachfrage im Vergleich zum Vorjahr nochmals anzog, ist mit Blick auf das Gesamtjahr mit Korrekturen im Bewertungsergebnis zu rechnen. Damit werfen die vom Angriffskrieg in der Ukraine ausgelösten schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bereits ihre Schatten voraus. 

Sparkassen weiterhin stark im Kreditgeschäft

Mit Neuzusagen in Höhe von rund 11 Mrd. Euro lag das gesamte Kreditneugeschäft der niedersächsischen Sparkassen nochmals deutlich über dem bereits starken ersten Halbjahr 2021. Die Bestände wuchsen in den ersten sechs Monaten des Jahres um weitere 3 Mrd. Euro auf 98 Mrd. Euro an. 

An Unternehmen und Selbstständige reichten die Sparkassen in Niedersachsen in den ersten sechs Monaten des Jahres 2022 rund 6 Mrd. Euro neue Kredite aus – im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Zuwachs um 16 Prozent. Die Kreditbestände bei den Unternehmen und Selbstständigen stiegen um 1,7 Mrd. Euro (+3,5 Prozent); sie lagen zum 30.06.2021 bei rund 51 Mrd. Euro. „Die Zahlen zeigen, dass unsere mittelständischen Kunden zwar besser als erwartet durch die Krise gekommen sind, der Liquiditätsbedarf durch die aktuellen schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nun aber wieder zunimmt “, so Thomas Mang. Die infolge der Corona-Pandemie von vielen befürchtete Insolvenzwelle sei zwar bisher ausgeblieben – vor allem angesichts der explodierenden Energiepreise komme es nun aber darauf an, die Unternehmen und Selbstständigen weiterhin eng durch diese Situation zu begleiten. 

Im Privatkundensegment sagten die niedersächsischen Sparkassen ihren Kunden in den ersten sechs Monaten des Jahres 2022 neue Kredite in Höhe von fast 5 Mrd. Euro zu. Das ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Plus von weiteren 13 Prozent. Der Kreditbestand bei den Privatkunden erhöhte sich damit insgesamt im ersten Halbjahr 2022 um fast 1,2 Mrd. Euro (+3 Prozent) auf 43 Mrd. Euro.

Immobilien weiterhin hoch im Kurs

Trotz der seit Jahresbeginn deutlich gestiegenen Bauzinsen und den galoppierenden Preisen für Baustoffe ist der Wunsch nach einer eigenen Immobilie bei den Niedersachsen weiterhin sehr ausgeprägt: „Trotz der veränderten Rahmenbedingungen gelten Immobilien bei unseren Kundinnen und Kunden nach wie vor als sicherer Hafen“, so Thomas Mang. Die Zusagen für private Wohnungsbaukredite lagen mit über 4 Mrd. Euro nochmals 14 Prozent über dem bereits sehr starken Vorjahreszeitraum. Sollten die allgemeinen Preissteigerungen jedoch dauerhaft anhalten, würden die eigenen vier Wände für viele Familien aber immer unerschwinglicher.

Einlagen auf Rekordhoch

Der Trend der steigenden Kundeneinlagen reduzierte sich in den ersten sechs Monaten des Jahres 2022 erstmals wieder etwas. Die Einlagen wuchsen zwar um weitere 600 Mio. Euro auf ein Rekordhoch von knapp 101 Mrd. Euro an – mit einer Steigerung von unter einem Prozent ist das jedoch im Vergleich zu den Vorjahren ein deutlich geringeres Wachstum. Ein Großteil des Anstiegs wurde erneut durch Sichteinlagen verursacht. „Die Sichteinlagen machen nun fast 75 Prozent unserer Kundeneinlagen aus. Auch wenn wir durch die Entscheidung der EZB nun glücklicherweise wieder Zinsen zahlen können, kommen unsere Kundinnen und Kunden langfristig nicht um alternative Anlageformen herum, wenn sie nachhaltig Vermögen aufbauen und der Inflation entgegenwirken wollen“, sagt Thomas Mang. „Wertpapiere spielen beim Vermögensaufbau unserer Kunden erfreulicherweise eine immer stärkere Rolle. Hier befinden wir uns auf einem sehr guten Weg“, so Thomas Mang weiter. 

Der Nettoabsatz bei Wertpapieren betrug im ersten Halbjahr 2022 rund 1,5 Mrd. Euro und lag damit nochmals 34 Prozent über dem bereits sehr starken Vorjahreszeitraum.

Positive Tendenz beim Zinsergebnis, Belastungen steigen jedoch weiter

Beim Zinsergebnis zeichnet sich absolut erstmals wieder eine leicht positive Entwicklung ab. Nach jahrelangem Abschmelzen aufgrund der Negativzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) rechnen die niedersächsischen Sparkassen mit einem leichten Anstieg von 1,8 Mrd. Euro (1,40 % der DBS) in 2022 auf voraussichtlich knapp 1,9 (1,39% der DBS) Mrd. Euro. Gründe dafür sind unter anderem die Ausweitung des Kreditgeschäftes in Verbindung mit verbesserten Abschlusskonditionen. Der Provisionsüberschuss wird sich mit prognostizierten 900 Mio. Euro (0,67 % der DBS) rund 40 Mio. Euro über dem Vorjahresniveau bewegen. Der Verwaltungsaufwand der niedersächsischen Sparkassen steigt unterdessen voraussichtlich um weitere 73 Mio. Euro auf rund 1,9 Mrd. Euro (1,42 % der DBS) an. Ein Grund dafür ist unter anderem die Bankenabgabe, die immer stärker belastet.

Im Vergleich zu 2021 wird mit einem ungefähr gleichbleibenden Betriebsergebnis vor Bewertung gerechnet. Nach aktuellen Prognosen erreichen die Sparkassen in Niedersachsen am Jahresende ein Betriebsergebnis vor Bewertung von knapp 900 Mio. Euro (0,67 % der DBS).

„Trotz guter Zahlen haben wir einen etwas sorgenvollen Blick auf die Zukunft“, resümiert Thomas Mang. Vielen privaten Kunden sowie Unternehmen und Selbstständigen stünden schwierige Monate bevor. „Viele unserer Kundinnen und Kunden wissen schon heute nicht mehr, wie sie ihren Lebensunterhalt verdienen sollen. Damit sinkt für einen Großteil die Sparfähigkeit. Verfestigt sich die Inflation und steigen die Energiepreise noch weiter an, werden viele Menschen in Schwierigkeiten kommen. Für einige wird es existenzbedrohend“, so Thomas Mang weiter. Das gleiche gelte auch besonders für kleine und mittelständische Betriebe sowie Selbstständige. „Wir tun alles, um unsere Kundinnen und Kunden in dieser schwierigen Zeit zu unterstützen. Am Ende des Tages muss die Politik gezielt Entlastungen schaffen, die vor allem die Menschen und Unternehmen erreichen, die durch den Preisauftrieb am stärksten betroffen sind“, appelliert Thomas Mang. Die von der EZB unlängst beschlossene Leitzinserhöhung um 0,75 Prozentpunkte kommentiert Thomas Mang als „weiteren wichtigen, aber noch nicht letzten, Schritt auf dem Weg zurück zu einem angemessenen Zinsniveau, sofern die EZB das Ziel verfolgt“. Die EZB dürfe nun allerdings nicht in ihren Bemühungen nachlassen, die anhaltend hohen Preissteigerungen in den Griff zu bekommen. 

 

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